Voller positiver Eindrücke sind am Wochenende 16 Radlerinnen und Radler von einer besonderen Reise aus Frankreich nach Ratingen zurückgekehrt. Nach sechs Tagen im Fahrradsattel, 373 abwechslungsreichen Kilometern durch das Herz der Europäischen Union und wunderbaren Begegnungen in den Partnerstädten Maubeuge und Le Quesnoy waren sich alle einig: Es hätte fast nicht besser laufen können. In erster Linie verantwortlich dafür: die Tourenleiter des ADFC Ratingen, die die ganze Reise bis ins Detail perfekt vorbereitet, organisiert und am Ende auch geleitet haben. Nur das Wetter konnten sie nicht beeinflussen, der viele Regen war der einzige Wermutstropfen. Der allgemeinen guten Laune in der gesamten Gruppe konnte er jedoch nichts anhaben.
Die Idee einer städteverbindenden Radtour zwischen Ratingen und Maubeuge hatte der Beauftragte für Umwelt und Verkehr der Stadt Maubeuge, Dominique Delcroix, im Rahmen einer Begegnung vor sechs Jahren vorgebracht. Nicht zuletzt wegen der Corona-Pandemie, die mehr als zwei Jahre lang alle Städtepartnerschaftsaktivitäten zum Erliegen gebracht hatte, schlummerte die Initiative zunächst – um vor einem Jahr doch noch vom ADFC Ratingen mit seinem Vorsitzenden Helmut Löffelmann aufgegriffen zu werden.
Unter den Aktiven des Vereins fanden sich drei erfahrene Tourenleiter, die bereit waren, die aufwendige Planung zu übernehmen: Tim Fuhrmann, Bernd Hohgräfe und Katharina Tsagurnis. Kosten kalkulieren, Route ausarbeiten, Hotels mit Abstellmöglichkeiten für Fahrräder finden und buchen, Restaurants reservieren (und all das im Neuland, denn eine offizielle Reise ins Ausland hatten die ADFC-Tourenleiter bei aller Erfahrung bisher nicht organisiert), Teilnehmer finden, Formalitäten der Reisebuchung erledigen, Tourenbuch erstellen und allen Teilnehmern zur Verfügung stellen – das ist nur ein Teil der Aufgaben, die schon vor der Reise zu erledigen waren. Ehrenamtlich. Mehr als ein Jahr dauerte die Vorbereitung.
Und dann mussten sie die Gruppe auch noch sicher durch die Etappen führen. Das übernahmen hauptsächlich – und mit der ruhigen Sicherheit einer perfekten Vorbereitung – Katharina Tsagurnis und Tim Fuhrmann. Bernd Hohgräfe konnte aus terminlichen Gründen zunächst nur die erste Etappe in Deutschland mitfahren. Dafür reiste er aber bereits am Donnerstag mit dem Zug nach Maubeuge, wo er sich schon einmal mit Dominique Delcroix traf.
Der Ideengeber der Tour ließ es sich dann nicht nehmen, mit einigen Kollegen aus den beiden Radlerclubs von Maubeuge und mit Bernd Hohgräfe den Ratingerinnen und Ratingern bis zur französisch-belgischen Grenze entgegenzufahren. Gemeinsam fuhr man dann die letzten 15 Kilometer bis Maubeuge. Nach einer kurzen Pause im Hotel wurden die Ratinger von Bürgermeister Arnaud Decagny im Wahrzeichen der Stadt Maubeuge, der Salle Sthrau, empfangen. Gemeinsam mit den Beigeordneten Dominique Delcroix und Bernadette Moriamé (zuständig für die Städtepartnerschaften), dem für die Kultureinrichtungen zuständigen Ratsmitglied Annick Lebrun und weiteren Maubeuger Bürgern wurde der „Becher der Freundschaft“ geleert. Schließlich erhielten die Ratinger eine fachkundige Führung durch dieses Schmuckstück des Art déco mit jahrhundertelanger Vorgeschichte, das im Erdgeschoss einen Konzert- und im Obergeschoss einen Ballsaal beherbergt.
Auf Bitten der Stadt Ratingen hatte der ADFC die Radtour nach Frankreich noch um eine Halbetappe verlängert. Le Quesnoy liegt nur 30 Kilometer entfernt von Maubeuge, die Gelegenheit, gleich beide französischen Partnerstädte Ratingens kennenzulernen, lag nahe. Und für die zusätzliche Anstrengung bei an diesem letzten Tag besonders schaurigem Wetter wurden die Ratinger durch einen herzlichen Empfang reich belohnt.
Schon der Fahrradparkplatz hatte es in sich: Bürgermeisterin Marie-Sophie Lesne ließ für die Ratinger den sonst mit Gittertoren verschlossenen Raum unter dem historischen Belfried (Glockenturm) von Le Quesnoy öffnen, damit die deutschen Gäste dort ihre Räder und Taschen sicher abstellen konnten. Auf dem Marktplatz im Schatten des Belfrieds und des gewaltigen Mammutbaums neben dem Rathaus hießen dann Bürgermeisterin Lesne, die Erste Beigeordnete Axelle Declerck und Marie-Christine Depelsenaire, Vorsitzende des als Verein organisierten Austausch-Komitees von Le Quesnoy, die Ratinger bei regionalen Spezialitäten herzlich willkommen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen wurden die Radler von einem Reisebus mit Fahrradanhänger abgeholt. Damit ging eine Reise zu Ende, die unter der Leitidee des europäischen Zusammenhalts geboren wurde und entsprechend symbolträchtig wenige Tage vor der Europawahl stattfand. Durch vier der fünf Gründungsländer der EU kamen die Radler, Deutschland, Niederlande, Belgien und Frankreich.
Die Reiseroute folgte weitgehend zwei vom Europäischen Radfahrerverband ausgearbeiteten Fernradwegen: dem Eurovélo 3 (Pilgerroute) und dem Eurovélo 19 (Maas-Route). Unterwegs passierten die Ratinger interessante Städte wie Maastricht, Lüttich und Namur, idyllische Landschaften am Niederrhein, in den Flusstälern von Maas und Sambre sowie in Nordfrankreich, aber auch eindrucksvolle Zeugnisse der langen europäischen Industriegeschichte.
Ein wenig müde, abgehärtet von Wind und Regen, aber stolz und gut gelaunt kehrten die Reisenden nach Hause zurück. Am Ende blieb das Fazit: perfekte Organisation, tolle Gemeinschaft, gutes Essen, viel fürs Auge, keine Stürze, keine Krankheiten, nur zwei Reifenpannen, tolle Begegnungen in den Partnerstädten.
Dominique Delcroix, der Beigeordnete von Maubeuge, hat sich fest vorgenommen, den Besuch aus Ratingen, der seine Idee war, alsbald zu erwidern – natürlich auf dem Fahrrad.
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Stadt Ratingen