Wildbienen und Insekten - wertvolle Ressourcen

Gäbe es keine Wildbienen und Insekten, würden ganze 84 Prozent unserer wichtigsten Nutzpflanzen nicht mehr bestäubt. Obst, Kaffee, Tomaten? Leider Fehlanzeige. Studien haben errechnet, dass der jährliche Wert dieser Bestäubungsleistung sich weltweit auf rund 153 Milliarden Euro beläuft. Das ist mehr als das Bruttoinlandprodukt aller G20-Staaten zusammen! Ein insektenfreundlicher Garten ist also nicht nur ein Gewinn für die Natur, sondern auch für uns Menschen. 

Wenn wir Sie mit den nachfolgenden Tipps zum Bienenschutz anregen wollen, meinen wir vor allem die rund 560 Wildbienenarten, die hierzulande als Einzelgänger leben und dringend Hilfe brauchen. Denn: Ihre Vorkommen gehen deutlich zurück, so dass nur noch jede dritte Art als stabil gilt. Als Hobbygärtner können Sie mit einfachen Maßnahmen zum Schutz dieser bedeutenden Nahrungsbestäuber beitragen. Ob auf dem Balkon, im Kleingarten oder im Hausgarten – jeder Flecken zählt. 

Für lang blühende Nahrung sorgen

Da die meisten Wildbienenarten nur Flugdistanzen von wenigen hundert Metern zurücklegen können, sind sie besonders anfällig für Veränderungen in ihrer direkten Umgebung. Überall, wo naturnahe Landschaften oder Grünflächen schwinden, raubt ihnen dies Nektar, Pollen, Baumaterial und Nistplätze. Nektar- und pollenreiche Pflanzen sind also ein guter Anfang, um Wildbienen zu fördern. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat ein Online-Lexikon für bienenfreundliche Pflanzen herausgegeben, das Sie hier kostenlos herunterladen können. Grundsätzlich besonders geeignet sind

  • heimische Wildblumen
  • Mischungen mit Früh- und Spätblühern
  • Pflanzen, die Blüten mit leicht erreichbarem Nektar und Pollen haben
  • Pflanzen mit ungefüllten Blüten, weil sie den Zugang zu Nektar und Pollen nicht versperren
  • heimische Gewächse
  • viele verschiedene Pflanzen

Blühpflanzen für Insekten

  • Acker-Ringelblume (Calendula arvensis): einjährig, blüht lange, wenn Sie die verblühten Blüten regelmäßig abschneiden
  • Beerensträucher wie Brombeere, Himbeere, Johannisbeere oder Stachelbeere
  • Bärlauch (Allium ursinum): Frühblüher
  • Buschwindröschen (Anemone nemorosa): Frühblüher
  • Efeu (Hedera helix): Spätblüher
  • Eisenhut (Aconitum) Spätblüher
  • Geißblatt (Lonicera caprifolium) nektarreich, duftet abends und lockt auch Nachtfalter an
  • Glockenblumen (Campanula): einige Wildbienen sind darauf spezialisiert
  • Herbstzeitlose (Colchium autumnale) Spätblüher
  • Hornklee (Lotus corniculatus): langanhaltende Nahrungsquelle
  • Kornblume (Centaurea cyanis): einjährig
  • Kräuter wie Salbei, Rosmarin, Borretsch, Oregano, Minze, Bohnenkraut
  • Lungenkraut (Pulmonaria officinalis): Frühblüher
  • Natternkopf (Echium vulgare) nektarreich
  • Obstbäume wie Apfel, Birne und Kirsche
  • Phazelie (Phacelia) heißt nicht umsonst „Bienenfreund“ und ist zudem ein prima Gründünger
  • Primel (Primula vulgaris): Frühblüher
  • Scheinsonnenhut (Echinacea) Spätblüher
  • Schmuckkörbchen (Cosmea)liefert zuverlässig und lange Nektar
  • Wildkrokus (Crocus tommasinianus): Frühblüher
  • Wildrosen (z.B. Rosa villosa): wichtige Pollenspender im Frühsommer
  • Kleines Schneeglöckchen (Galanthus nivalis): Frühblüher

Natürliche Nistplätze und "Wildbienenhotels"

Wildbienen wollen nicht nur essen, sondern auch nisten. Sie nisten im Erdboden, in Totholz, beziehen im Winter Pflanzenstängel und auch Schneckenhäuser. Um Nester zu bauen, benutzen sie Materialien wie Blattstücke, Blütenblätter, Lehm oder Sand. Viele Wildbienenarten sind auch auf ganz bestimmte Lebensräume und Materialien spezialisiert. So nisten etwa Mauerbienen in den Hohlräumen von Mauern und Hauswänden. Sandbienen nisten im Boden und bevorzugen sandige und lehmige Böden. Seidenbienen graben Gänge in Steilhänge oder Mauern. Blattschneiderbienen kleiden ihre Nester mit selbst zugeschnittenen Blättern aus. Und Hummeln - die einzigen staatenbildenden Wildbienen - bauen ihre Waben in der Erde, in Totholzhaufen, Steinspalten oder Mäuselöchern. 

  • Vielfalt ist Trumpf: Lassen Sie vielfältige Strukturen und natürliche Lebensräume zu. So schaffen Sie in Ihrem Garten beste Nistvoraussetzungen für viele Wildbienenarten.
  • „Wildbienenhotels“: Darüber hinaus können Sie im Garten oder auf dem Balkon auch künstliche Nisthilfen anbringen. Im besten Fall simuliert ein solches „Wildbienenhotel“ vom Röhrengang bis zur Steinritze viele verschiedene Nistplätze. Egal, ob selbst gebaut oder gekauft. Wichtig ist, dass die Eingänge zu den Nistangeboten nicht scharfkantig sind. Ein Insektenflügel ist andernfalls schnell verletzt. Schleifen Sie im Zweifel lieber mit Feile oder mit Sandpapier noch einmal nach. 

Getränke anbieten, Nachtlicht vermeiden, keine Pestizide

Auch Bienen müssen trinken. In der Stadt und insbesondere an heißen Sommertagen finden viele Insekten nur wenig Wasser. Stellen Sie eine flache Schale mit Wasser und ein paar Steinen oder dünnen Ästen als Landeplätze auf, damit die Tiere (auch Schmetterlinge) sich dort erfrischen können. Beliebt sind auch umgedrehte Gläser auf einem Siebträger, in denen das Wasser nicht so schnell verdunstet. 

  • Licht: Ein Problem für Insekten allgemein ist künstliches Licht. Es stört die Tiere in ihrem natürlichen Flugverhalten. Wenn Sie eine Gartenbeleuchtung nutzen, bevorzugen Sie warmweißes Licht mit Bewegungsmeldern.
  • Pestizide: Chemische Pflanzenschutzmittel sind hochgiftig für Insekten. Selbst vermeintlich harmlose Sprays gegen Blattläuse oder Unkrautvernichter können Wildbienen und andere Nützlinge töten. Weichen Sie stattdessen auf natürliche Methoden wie das Fördern von Nützlingen - etwa Marienkäfer gegen Blattläuse - oder auf biologische Präparate aus.

Honigbienen versus Wildbienen?

Honigbienen und Wildbienen unterscheiden sich grundlegend. Erstens sind Honigbienen keine Einzelgänger, sondern leben in Völkern. Zweitens sind die meisten Honigbienen quasi Zuchttiere. Das heißt: So wie Milchbauern Kühe halten, halten Imker Bienen, um Honig zu ernten. Ihre Völker füttern sie mit Zuckerwasser oder fertigem Futterteig. Damit ihr Ertrag möglichst groß ist, fahren Imker ihre Völker manchmal sogar in die Nähe von nektarreichen Pflanzungen – zum Beispiel zu Wiesen, auf denen Sonnenblumen wachsen. Honigbienen und Wildbienen konkurrieren also durchaus um Nahrung, wobei Wildbienen oft den Kürzeren ziehen.