Igel unterstützen – so funktioniert’s

In weniger als einer Sekunde können Igel sich so zusammenrollen, dass ihre 8.000 Stacheln eine wehrhafte Kugel bilden. Ob Marder, Fuchs oder Eule: Schon so mancher Fressfeind hat vor dieser „bestechenden“ Gefahrenabwehr kapituliert. 

Der Lebensraum für Igel wird knapp

Doch Stachelkugel hin oder her: In jüngerer Zeit schrumpft der Lebensraum der beliebten Wald- und Feldbewohner. Denn: Igel brauchen insektenreiche Landschaften, Hecken und Unterholz, um sich zu ernähren, zu verstecken und um zu überwintern. Für genau diese Bedürfnisse aber lassen flurbereinigte Agrarflächen wenig Raum. Mehr noch: Pestizide fördern das Insektensterben, Landmaschinen rücken den Tieren direkt zu Leibe. Igel fliehen deshalb immer häufiger in unsere Stadt- und Siedlungsgärten. 

Akuthilfe

Mit einfachen Tipps und Hintergrund-Infos wollen wir Sie darum ermutigen, mit einem wachen Auge auf unsere Igel zu blicken und sie möglichst zu schützen. Sollten Sie verletzte oder aus dem Winterschlaf erwachte Igel entdecken, empfehlen wir Ihnen folgende Akuthilfe: 

  • Stadt Ratingen hat Nothilfe organisiert: Wenden Sie sich an den Tierschutzverein Düsseldorf e.V.. Die Helferinnen und Helfer kümmern sich im Auftrag der Stadt Ratingen professionell um diese Tiere.
  • Bitte füttern Sie keine Milch! Igel bekommen von Milch Durchfall, der sie unnötig schwächt. Bewährt haben sich Katzenfutter (nass oder trocken) mit hohem Fleischanteil und ein Napf Wasser.

     

Der Winterschlaf: ein energetischer Balance-Akt

Igel sind Winterschläfer. Um die besondere Schutzwürdigkeit der Tiere im Winter zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Art, wie sie Winterschlaf halten. Anders als bei anderen Tieren, hängt er zum Beispiel nicht von einem festen Zeitpunkt ab, sondern von der Temperatur. 

Bis es kalt wird, fressen Igel sich ein möglichst dickes Fettpolster an, von dem sie während ihres Schlafes zehren. Unter Hecken und Asthaufen bereiten sie im Herbst ein Nest aus Laub, Gras und Moos vor. Sinken die Temperaturen, rollen sie sich darin zu einer Kugel zusammen und vollbringen in den folgenden Monaten einen energetischen Balance-Akt. Mit dem Einschlafen senken sie nämlich ihre Atemfrequenz und ihren Herzschlag auf ein absolutes Minimum. Anders als andere Warmblüter passen sie zudem ihre Körpertemperatur immer wieder an die Umgebungstemperatur an. Deshalb: 

  • Wecken Sie Igel während einer Kälteperiode möglichst nicht auf. Sie müssen dann ihren kompletten Stoffwechsel hoch- und wieder herunterfahren. Das kostet die Tiere, die während des Winterschlafs ohnehin 40 Prozent ihres Körpergewichts verlieren, enorm viel Energie.
  • Gibt es im Winter milde Perioden, kann es sein, dass Igel aufwachen und sich im Garten zeigen. Dann wäre es gut, wenn sie Nahrung finden. Schneiden Sie deshalb vertrocknete Staudenstängel im Herbst nicht alle ab, denn darin überwintern Käfer und Insekten, von denen sich Igel in solchen Perioden ernähren.
  • Je igelfreundlicher Ihr Garten ist, umso höher sind die Chancen, dass ein Igel gut genährt durch den Winter kommt und im Frühjahr unbeschadet aufwachen kann.
  • Igelburgen anlegen: Das Friedhofsteam der Stadt Ratingen sorgt bereits dafür, dass die Tierwelt besser durch den Winter kommt. Um Igeln, Spinnen, Käfern oder Raupenlarven einen idealen Unterschlupf zu bieten, hat das Friedhofsteam an mehreren Standorten auf den städtischen Friedhöfen Laubhaufen oder sogenannte „Igelburgen“ angelegt. Igelburgen zu bauen, ist auch für Sie ganz einfach. Häufen Sie zunächst ein Laubbett an und legen anschließend Reisig, Hölzer und kleine Äste darüber. Zum Schluss bedecken Sie die Igelburg zur Isolation erneut mit ausreichend Laub.

Als klassische Kulturfolger leben Igel heute weitgehend im menschlichen Siedlungsraum. Und obwohl sie sich dort durch den Autoverkehr in größte Gefahr begeben, sind dort ihre (Über)Lebensbedingungen besser als in der freien Landschaft. Zeit also, selbst aktiv zu werden und Ihren Garten igelfreundlicher zu gestalten:

  • Viele Insekten, satte Igel: Mit einem insektenfreundlichen Garten sorgen Sie dafür, dass Igel ausreichend Nahrung finden. Nur so können sie sich vor dem Winterschlaf das überlebenswichtige Fettpolster anfressen.
  • Heimische Nahrung: Pflanzen Sie möglichst viele einheimische Gehölze, Stauden und Kräuter. Um Insekten zu fördern, können Sie anstelle einer wenig genutzten Rasenfläche eine Blumenwiese anlegen – oder Sie mähen nicht den gesamten Rasen, sondern lassen hier und da „Blühinseln“ wachsen.
  • Heckenschnitt im Herbst: Schneiden Sie Hecken im Herbst, bevor die Igel ihre Winterquartiere beziehen. Andernfalls müssten Sie Ihre Hecke bis Ende Februar schneiden, bevor die Vogelbrut beginnt. Igel halten dann aber oft noch Winterschlaf.
  • Bitte nicht stören: Lassen Sie Laub- oder Blätterhügel unter Hecken möglichst bis April unberührt. Auch Komposthaufen sollten Sie im Frühjahr erst vorsichtig untersuchen, bevor sie die Grabegabel ansetzen.
  • Schlafplätze fördern: Lassen Sie in einer ruhigen Ecke Ihres Gartens einen Laubhaufen, einen Steinhaufen, einen Holzstoß oder ähnliches liegen. Dort können Igel dann ihre Tages- oder Winternester errichten.
  • Durchlässige Gartenzäune: Weil Igel größere Gebiete durchstreifen müssen, um ausreichend Nahrung zu finden, sollten Sie ihnen an verschiedenen Stellen eines Gartenzaunes ein Loch mit 10 –12 cm Abstand zum Boden lassen.
  • Igel und Laubsauger: Die meisten Laubsauger „verschlucken“ zwar keine Igel, doch sie saugen Insekten ein, die den Igeln dann als Nahrung verloren gehen.

Viele Kinder lieben Igel und sind meist leicht zu motivieren, die sympathischen Gartengesellen zu schützen. Hier ein paar Tipps, wie Sie mit ihnen spielerisch Ihr Hausumfeld igelsicherer machen können. 

  • Gefährliche Stellen aufstöbern und sichern: Forschen Sie zuerst nach „versteckten Fallen“, in die Igel hineinfallen könnten: Das können offene Kellerschächte oder (Bau)gruben sein, aber auch Teichschalen, in die Igel beim Trinken gerne mal hineinfallen. Kellerschächte können Gitter bekommen, (Bau)gruben können Sie abdecken oder – ebenso wie Teiche – mit einer Ausstiegshilfe ausstatten. Das kann ein Brett sein, aber auch eine selbst gebaute Erdrampe.
  • Winterquartiere bauen: Wenn Sie es einfach halten wollen, stapeln Sie mit Kindern unter einer Hecke ein paar Äste aufeinander und bedecken sie diese mit Laub. Als Hobbytischler können Sie natürlich auch ein kleines Häuschen bauen, in das Sie an einer Stelle einen Eingang sägen.
  • Wasserschalen aufstellen: Nichts leichter als das: Stellen Sie an verschiedenen Stellen flache Schalen auf und befüllen Sie diese mit Wasser. Dort können Igel dort bequem trinken. Ein einfacher glasierter Tonuntersetzer reicht. Damit das Wasser sauber bleibt, sollte es regelmäßig gewechselt werden. Eine einfache Pflegeaufgabe für Kinder!
  • Durchgänge bauen: Gartenzäune sind oft zu dicht, so dass Igel auf Nahrungssuche nicht hindurchkommen. Sorgen Sie zusammen mit Kindern an mehreren Stellen für etwa 10 cm breite Lücken. In einen Maschendrahtzaun können Sie auch eine Igelklappe aus Holz integrieren.
  • Wildblumen aussäen: „Opfern“ Sie ein Stück Rasen und säen dort eine Wildblumenwiese aus. Das fördert die Insektenvielfalt. Für Kinder sind solche Blühflächen wunderbare Forschungs- und Beobachtungsstationen für allerlei Getier.
  • Igel sind Wildtiere: Kinder sind in der Lage, zu verstehen, dass gesunde und kräftige Tiere auch im Winter gut zurechtkommen und deshalb nicht ins Haus gehören. Verletzte, hilflose oder kranke Tiere dürfen Sie laut Bundesnaturschutzgesetz ausdrücklich aufnehmen und gesund pflegen. Auch dabei werden Kinder Sie in aller Regel begeistert unterstützen.  

Igel fliehen nicht vor Gefahr. Sie igeln sich stattdessen ein und bleiben einfach liegen. Gegenüber Fressfeinden hat sich diese Strategie bewährt. Seitdem es Mähroboter, Freischneider & Co gibt, ist das anders, denn gegen sie nützen den Igeln ihre Stacheln nicht. Hinsichtlich der Wirkung von Mährobotern gegenüber Igeln haben Forscher des Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung ernüchternde Fakten ermittelt: Alle der von ihnen getesteten18 Mähroboter mussten die Igel berühren, um sie überhaupt zu erkennen. 14 der 18 Mähroboter fügten zudem vor allem Jungigeln erhebliche Schnittverletzungen bis hin zur tödlichen Wunde zu. Wir haben uns dazu entschieden, die drastischen Verletzungen hier nicht detailliert zu beschreiben. Stattdessen möchten wir Ihnen Hinweise geben, was Sie beachten sollten, wenn Sie sich für den Einsatz von Mährobotern, Freischneidern & Co entscheiden: 

  • Suchen Sie Ihre Wiese nach Igeln ab, bevor Sie mit dem Mähen und Freischneiden beginnen. Igel halten zur Sommerzeit gerne mal ein Schläfchen im höheren Gras oder in geschützten Bereichen unter Hecken und Stauden an Rasenkanten.
  • Schwenkbare Messer, Gleitplatten und Vorderradantrieb erhöhen laut den Ergebnissen der Leibnitz-Studie den Sicherheitsindex von Mährobotern deutlich.
  • Mähroboter mit Fliehkraft-Messern empfiehlt auch die Stiftung Warentest, denn Fliehkraft-Messer klappen bei einem Hindernis ein und stehen sehr schnell still. So lassen sich zwar nicht alle Verletzungen vermeiden. Sie fallen aber deutlich harmloser aus, als bei Modellen mit feststehenden Klingen. Diese klappen nämlich nicht ein und kommen nur langsam zum Stillstand.
  • Mähroboter sollten programmierbar sein und nur tagsüber „laufen“. Denn: Igel sind fast nur in der Dämmerung und nachts unterwegs. Alle Dämmerungszeiten für Ratingen können Sie hier nachlesen.
  • Verkürzen Sie die Mähzeiten. Laut der Stiftung Warentest gelingt das am besten mit einem Mähroboter, der fünfzig Prozent mehr Fläche mähen kann, als Ihr Rasen groß ist.
  • Fördern Sie die Artenvielfalt: Häufiges Mähen, Düngen und Mulchen gefährden die Artenvielfalt im Garten. Im Rasen bleiben dadurch nur dominante Gräser zurück und verdrängen Blühpflanzen. Insekten finden dann keine Nahrung mehr. In der Folge sind auch Igel gezwungen, auf der Suche nach Nahrung längere Wege zurückzulegen. Damit wird es für sie gefährlicher, sich genügend Fettreserven für den Winterschlaf anzufressen.

Im Kampf gegen Schnecken sind Igel Ihre natürlichen Verbündeten. Mit Vorliebe fressen sie frisch geschlüpfte Exemplare, noch bevor sie in Ihrem Garten Schaden anrichten. Werden Schnecken zur Plage, setzen verzweifelte Gärtnerinnen und Gärtner auch schon einmal Schneckenkorn ein. Fressen Igel diese Schnecken, können auch sie Schaden nehmen. Folgendes sollten Sie daher über Schneckenkorn wissen:

  • Schneckenkorn auf Basis des düngerähnlichen Eisen-III-Phosphats (Ferramol) ist für Igel unbedenklich. Es ist auch nach der EG-Öko-Verordnung und den Richtlinien der Anbauverbände Demeter, Bioland und Naturland erlaubt.
  • Der Naturschutzbund warnt vor Schneckenkorn mit den Wirkstoffen Metaldehyd und Methiocarb.
  • Die Zeitschrift Ökotest (31.10.2016) stuft Metaldehyd als „befriedigend“ ein, warnt aber Hunde- und Katzenbesitzer vor dem Gebrauch. Das Umweltbundesamt schreibt auf seiner Homepage: „Produkte mit dem Wirkstoff Metaldehyd können in der Umwelt Schäden verursachen. Fressen Vögel oder Säugetiere Schnecken, die zuvor Schneckenkorn mit diesem Wirkstoff aufgenommen haben, können auch sie sich dadurch vergiften.“
  • Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat 2014 die Zulassung von Schneckenkorn mit dem Wirkstoff Methiocarb widerrufen. Dieser Wirkstoff, so schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Homepage „ist mittlerweile in allen EU-Ländern verboten.“