JOHANNES BRUS

Johannes Brus, 1942 in Gelsenkirchen geboren, ist Bildhauer und Fotokünstler. Von 1964 bis 1971 studierte er Bildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie. Er absolvierte sein Grundstudium in der Klasse des Bildhauers Karl Bobek, zu dessen Meisterschüler er später ernannt wurde. In einer Zeit, in der sich die Kunst weiter entwickelte und von Fluxusbewegungen und Happenings geprägt war, konnte Brus sich dem Einfluss und der Faszination für Joseph Beuys nicht entziehen, der ebenfalls an der Kunstakademie Düsseldorf unterrichtete. Traditionelle Kunstbegriffe wurden infrage gestellt und erweitert, vor allem um die gesellschaftspolitische Bedeutung der Kunst, die weit über den praktischen und ästhetischen Nutzen von Kunst hinausging. Aber auch zahlreiche Reisen in verschiedene Länder Europas, Afrika, Indien und Fernost beeinflussen sein Œuvre. Besonders verbunden ist Brus jedoch dem Ruhrgebiet, in welchem er aufgewachsen ist und wo er heute noch lebt und arbeitet.

Das Werk Brus’ zeichnet sich durch seine Vielseitigkeit aus. Nicht nur ist er bildhauerisch tätig, er experimentiert auch mit dem Medium der Fotografie, wobei seine Fotos keineswegs als eine reale  Abbildungswirklichkeit zu verstehen sind. Seine Arbeiten muten teils mystisch und archaisch an, teils sind sie humorvolle Auseinandersetzungen mit seiner Umwelt, die zu ungewohnten und neuen Sichtwinkeln und Erkenntnissen anregen. In seinen Skulpturen und Plastiken verarbeitet er die unterschiedlichsten Materialien wie Gips, Beton, Bronze oder Gummi. Auffällig in seinem Schaffen ist die konsequente und wiederholte Wahl mancher Motive. So kommen sowohl in seiner Bildhauerei, als auch in seiner Fotografie immer wieder Pferde, Elche, Adler, Elefanten oder Nashörner vor, die alle auf ihre Art kulturell, menschheitsgeschichtlich oder persönlich mit Bedeutung aufgeladen sind.

Ein besonderer Aspekt seiner Arbeitsweise ist, dass er den Werk- und Herstellungsprozess nicht verbirgt. In vielen seiner Arbeiten sind die Fingerabdrücke, Bearbeitungsspuren des Materials, Gussnähte und –kanäle noch klar zu erkennen. Diese Merkmale unterstreichen die Prozesshaftigkeit, die seinem Werk inhärent ist. So sind auch Zufall und Veränderung zentrale Begriffe in seinem Œuvre.

Dies ist auch der Fall in seiner Skulptur "Pferd" des "Ratinger Kunstwegs", die vor der Kickenau am Wanderweg von der Auermühle zum Steinkothen nahe eines Bachlaufs zu finden ist. Etwas abseits steht das grasende Pferd, das sich ganz natürlich seiner Umgebung zwischen Gräsern, Bäumen und Büschen anzupassen scheint. Der natürlichen Witterung ausgesetzt, ist es mit Moos bewachsen und kleines Getier wie Schnecken und Käfer machen es sich auf der Brus’schen Skulptur gemütlich, die den Anschein erweckt, als stünde sie schon seit Urzeiten dort. Die ständige Veränderung der Skulptur durch die sich verändernde Umgebung – je nach Jahreszeit steht das Werk frei auf einer Lichtung oder wird von der üppigen Vegetation fast völlig verschluckt -  macht das Betonstück beinahe zu einem organischen Teil der Natur. Brus spielt mit der Ambivalenz auch durch den Verweischarakter des Motivs "Pferd", das als Geschöpf der Natur künstlich hergestellt und durch die Aufstellung im Freien der Natur wieder gegeben wird.                                                                                                                   

Huong Tran

 

Standort: Vor der Kickenau am Wanderweg von der Auermühle zum Steinkothen, 40882 Ratingen

 

Weiterführende Literatur:

Johannes Brus, Giving picture for trophy. Hrsg. von Beat Wismer und Christoph Danelzik-Brüggemann. Ausst.-Kat. Museum Kunst-Palast, Düsseldorf. Bielefeld, Leipzig 2009.

Johannes Brus - Die Schatten der Bildhauer. Ausst.-Kat. Gerhard-Marcks-Haus Bremen 2006.