Ratingen wächst zusammen

Gemeindereform von 1975 war Leitthema beim Neujahrsempfang des Bürgermeisters

Die kommunale Neugliederung vom 1. Januar 1975 war das Leitthema des Neujahrsempfangs 2025, zu dem Bürgermeister Klaus Pesch Vertreter von Unternehmen und Organisationen der Ratinger Stadtgesellschaft eingeladen hatte. Knapp 400 Gäste waren seiner Einladung gefolgt und ließen sich während des eineinhalbstündigen Programms im großen Saal der Stadthalle in die Zeit vor 50 Jahren versetzen, als die Stadt Ratingen durch den Zusammenschluss mit den Angerlandgemeinden, Homberg und Schwarzbach ihre heutigen Grenzen erhielt. Für Pesch war es ein besonderer Empfang: der letzte, zu dem er selbst eingeladen hat. Da er bei der Kommunalwahl im September nicht mehr kandidiert, wird Ratingen beim Neujahrsempfang 2026 einen neuen Bürgermeister haben.

Unter den Ehrengästen befanden sich die Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese und Peter Beyer, die Landtagsabgeordneten Elisabeth Müller-Witt und Dr. Jan Heinisch, die Bürgermeisterinnen der Nachbarstädte Mettmann und Haan, Sandra Pietschmann und Dr. Bettina Warnecke, sowie der Ehrenringträger der Stadt Ratingen, Stadtdirektor a.D. Dr. Alfred Dahlmann. Den heute 91-Jährigen würdigte Bürgermeister Pesch an diesem Abend besonders, denn Dahlmann hatte in der Zeit vor und nach der Gemeindereform vor 50 Jahren eine herausgehobene Rolle beim Aufbau einer modernen Infrastruktur für unsere Stadt gespielt.

In seiner Rede zeigte Bürgermeister Pesch auf, wie hervorragend sich Ratingen in den letzten 50 Jahren entwickelt hat. Er selbst habe das Privileg gehabt, 30 dieser 50 Jahre mitzugestalten. 1995 kam er als junger Beigeordneter nach Ratingen, wurde später Erster Beigeordneter und 2014 Bürgermeister. „Man kann unmöglich alles erwähnen, was sich in diesem halben Jahrhundert in Ratingen getan hat“, sagte Pesch. Stellvertretend für viele andere Bereiche hob er die Investitionen der Stadt in die Bildung hervor. „Kitas und Schulen haben bei mir immer die höchste Priorität gehabt, seit ich als Schul- und Jugenddezernent in Ratingen begann und bis heute, wo wieder eine große Investitionsoffensive im Gang ist, ähnlich wie vor 50 Jahren.“

Pesch zeigte aber auch Beispiele damaliger Errungenschaften auf, bei denen nach mehreren Jahrzehnten eine Erneuerung notwendig wurde. Einige Investitionen der letzten Jahre haben das Gesicht der Ratinger Innenstadt stark verändert, vom Rathaus über den Düsseldorfer Platz bis zu den Wallhöfen und der bevorstehenden Umgestaltung der Wallstraße. Anhand von Vorher-Nachher-Bildern war die stadtgestalterische Verbesserung leicht erkennbar.

Als Symbol für das Zusammenwachsen des neuen Ratingen erwähnte Pesch den Brückenbau. Ganz Ratingen ist durchzogen von wichtigen Bahngleisen, der Westbahn, der S-Bahn und der Kalkbahn. So segensreich der Bahnanschluss für den Wirtschaftsstandort sei, so sehr trennten die Gleise auch, sagte Pesch. Er erinnerte daran, dass es am 1. Januar 1975 in ganz Ratingen noch keine einzige befahrbare Brücke über eine der Gleisstrecken gab. Lediglich die Fußgängerbrücke am Stadion war damals seit ein paar Monaten in Betrieb. Danach ging das aber gleich los mit den Brücken an der Volkardeyer Straße und der Mülheimer Straße, die schon 1975 fertiggestellt wurden. Und dann kam alle paar Jahre eine neue hinzu.

„Zehn Brücken sind so in den letzten 50 Jahren entstanden, zehn Brücken, die unsere Stadtteile miteinander verbinden“, sagte Pesch. „Egal wo in Ratingen, wir haben die Freude, in einer tollen Stadt zu leben, die zu einem stimmigen Ganzen zusammengewachsen ist, ohne dass die einzelnen Stadtteile ihre Besonderheiten eingebüßt hätten.“

Um die kommunale Neugliederung ging es auch in einem Filmbeitrag, in dem sich Zeitzeugen aus Politik und Heimatforschung daran erinnern, wie es damals war, als das Angerland bis zuletzt um die Selbständigkeit kämpfte, letztlich aber mit dem Zusammenschluss mit Ratingen noch gut gefahren ist. Denn es hatte ja noch sehr viel unbeliebtere Szenarien gegeben. Diese damals sehr spannenden Vorgänge schildert der Ratinger Stadtarchivar Dr. Sebastian Barteleit in einem kleinen Buch, das er aus Anlass des Jubiläums geschrieben hat und das bald erscheint. Im Interview mit dem Moderator René le Riche gab Barteleit einen Vorgeschmack, während Michael Lumer die damaligen „Befindlichkeiten“ zu schildern wusste. Lumer ist schon aufgrund seines Lebenslaufs ein „Parade-Ratinger“ moderner Prägung: aufgewachsen und eigentlich verwurzelt in Lintorf, dann nach Ratingen-Mitte gezogen und dort Vorsitzender des Ratinger Heimatvereins geworden.

Im zweiten Interview des Abends knüpfte der Erste Beigeordnete Patrick Anders gewissermaßen an den Neujahrsempfang von 2023 an. Damals hatte der Kulturdezernent gewissermaßen den Startschuss für die Vorbereitungen zum 750-jährigen Stadtjubiläums 2026 gegeben. Inzwischen sind die Pläne weit vorangekommen. Unter Beteiligung sehr vieler Akteure aus allen Bereichen der Stadtgesellschaft wird das ganze Jahr 2026 hindurch jede Menge los sein mit Bezug zum großen Jubiläum. Anders präsentierte dem interessierten Publikum das frisch gestaltete Jubiläumslogo.

Für die musikalische Untermalung des Neujahresempfangs sorgte die Tragödchen-Band, die große Hits der Jahre 1974 und 1975 spielte. Bei „Waterloo“ und „La Paloma Blanca“ fühlte man sich in die Zeit der Gemeindereform zurückversetzt.

Stadt Ratingen