Stauden pflegen mit dem passenden Schnitt

Früher war es üblich, den Garten im Herbst „aufzuräumen“ und bei Staudenpflanzen alle verblühten und vertrockneten Triebe abzuschneiden. Heute, wo Insekten und Käfer flügelringend nach Ritzen und Hohlräumen suchen, wartet man mit dem Schnitt bis zum Frühjahr. Den Stauden schadet das nicht, so dass Insekten und Käfer dort Eier legen und überwintern können. Mit unseren praktischen Tipps erfahren Sie, wann, wo und wie Sie bei den gängigen Stauden die Schere ansetzen. Tipp Nr. 1 gibt’s gleich vorweg: Verwenden Sie immer eine scharfe Schere, damit alle Schnittstellen schnell verheilen. 

Die Blüte bestimmt den Schnitt

Alle Clematis brauchen einen regelmäßigen Schnitt. Allerdings kommt es auf den Zeitpunkt und auf die Schnitttechnik an. Beides hängt maßgeblich davon ab, wann die Pflanzen blühen. 

  • Frühjahrsblüher wie die Alpen-Waldrebe oder die Berg-Waldrebe blühen von April bis Mai an alten Trieben. Sie benötigen keinen jährlichen Rückschnitt, sondern sollten im Juni nach der Blüte lediglich ausgelichtet werden. Damit sie am Fuß nicht vergreisen, ist alle vier bis fünf Jahre ein starker Rückschnitt sinnvoll –ebenfalls im Juni nach der Blüte.
  • Sommerblüher wie die Italienische Waldrebe blühen ab Juli an neuen Trieben. Ihre Triebe werden im November/Dezember deutlich bis auf 30 – 50 cm zurückgeschnitten. Auch den Sommerblühern bekommt ein Radikalschnitt alle vier bis fünf Jahre gut. Er sollte ebenfalls im Spätherbst erfolgen, hat aber zur Folge, dass die nächste Frühjahrsblüte ausbleibt.
  • Zwei mal Blühende: Viele Clematis wie etwa „Nelly Moser“ sind Hybriden, die zwei Mal jährlich blühen. Im Mai und Juni blühen sie am alten Holz. Ab Juni blühen sie ein zweites Mal an neuen Trieben. Zwei Mal blühende Clematis schneiden Sie im November oder Dezember nur leicht zurück. Kürzen Sie dazu die Triebe etwa 20 Zentimeter ein. Je mehr altes Holz an der Pflanze verbleibt, desto üppiger blüht sie im Frühjahr. Nach der Frühjahrsblüte entwickeln die Pflanzen dann die neuen Triebe, die ab Juni blühen.

Königsblüte entfernen und regelmäßig ausputzen

Damit Dahlien üppig blühen, schwören viele Gärtner auf zwei Tricks: Der erste Schnitt kostet Überwindung, denn er betrifft die sogenannte „Königsblüte“. Dies ist die erste Blütenknospe, die sich in der Pflanzenmitte bildet. Entfernen Sie die Knospe mitsamt Stiel bis kurz über einer Stelle, an der sich mehrere Stiele verzweigen. Diese werden dann stärker und die Dahlie wächst buschiger. Außerdem sollten Sie Dahlien regelmäßig „ausputzen“. Das heißt: Welke Blätter sowie Blüten mitsamt Stiel bis hin zu einem neuen Blatt oder der nächsten Knospe abschneiden. Sie verschaffen der Pflanze damit Kraft, neue Blütenstände zu bilden. 

Nach dem Frühjahrsfrost bodennah zurückschneiden

Bei hochwachsenden Fetthennen lassen Sie die verblühten Stiele über Winter stehen. Sie helfen der Pflanze, sich vor Kälte zu schützen. Sobald im Frühjahr kein Frost mehr zu erwarten ist, kürzen sie alte und verholzte Triebe um ein bis zwei Drittel ein. Am besten schneiden Sie diese direkt über einem Blattpaar ab. Kahle, verfrorene oder holzige Triebe können Sie dicht über dem Boden abschneiden. So verjüngt sich die Pflanze und treibt wieder kräftig aus. Niedrig wachsende Fetthennen (Polstersedum) brauchen keinen Rückschnitt.

Nach der Blüte ein Drittel, nach dem Frost den Rest

Herbstastern können Sie direkt nach ihrer Blüte um etwa ein Drittel ihrer Höhe zurückschneiden. Die verbleibenden Stiele dienen der Pflanzen als Winterschutz. Im März oder April können Sie diese Stiele dann bodennah abschneiden. Die Pflanze treibt dann aus dem Boden neu aus. Indem Sie welke Blüten abschneiden, regen Sie die Herbstaster dazu an, neue Blüten zu bilden. Auf diese Weise erhalten Sie während der gesamten Blütezeit ein üppiges Blütenbild.

Ein „Gerüst“ schneiden und regelmäßig in Form halten

Der Hibiskus braucht ein „Grundgerüst“, das aus einem Mitteltrieb und vier bis sieben Bodentrieben besteht. Alle überzähligen und schwachen Triebe können Sie entfernen. Schneiden Sie die Gerüsttriebe nach den Frösten zwischen einem Drittel und der Hälfte des vorjährigen Austriebs zurück. Für eine schönere Optik bleibt der Mitteltrieb 10-20 Zentimeter länger. Die übrigen Triebe können Sie bis auf 5 cm zurückschneiden. Das oberste Auge sollte dabei nach außen zeigen, damit die Neutriebe gleich in die richtige Richtung wachsen. Das Gerüst können Sie jährlich um 10 cm „verlängern“. Nach Innen wachsende Triebe oder zu dichte Triebe können Sie ausdünnen.

Die Art bestimmt die Schnitttechnik

Der Hortensienschnitt führt regelmäßig zu Verwirrung. Denn beim Zeitpunkt und bei der Schnitttechnik kommt es auf die Hortensienart an. Einige Arten bilden ihre Blüten an den alten Trieben, andere am neuen Holz. Grundsätzlich unterscheidet man deshalb: 

  • Bauernhortensien und Tellerhortensien blühen am alten Holz. Blütentriebe aus dem Vorjahr kürzen Sie daher bis unmittelbar über den neuen Blütenknospen ein, sobald die stärksten Fröste vorbei sind (Mitte bis Ende März). Triebe mit einer Blütenknospe am Ende bleiben stehen. Ältere Triebe ohne Blütenansatz lichten Sie aus, indem sie sie an einer tief liegenden Astgabel abschneiden. Totholz können Sie kurz über dem Boden abschneiden. Oft zeigen sich dort schon neue Triebe.
  • „Endless-Summer-Hortensien“ sind remontierende Bauernhortensien. Sie werden gekürzt wie Bauernhortensien, allerdings schon ab Mitte Februar. Wenn Sie zusätzlich während des Jahres die verblühten Blüten abschneiden, wachsen dort noch im selben Jahr neue nach.
  • Rispenhortensien und Schneeballhortensien blühen am neuen Holz. Kürzen Sie deshalb Mitte bis Ende Februar das gesamte alte Holz soweit ein, dass überall zwei Knospenpaare stehen bleiben. Steht das alte Holz zu dicht, können Sie einzelne Triebe auch bis zum Boden zurückschneiden. 

Schwarze jährlich, rote und weiße alle zwei bis drei Jahre

Für alle Johannisbeeren gilt: Wenn sie älter werden, neigen sie zum Verholzen, so dass ihr Ertrag sinkt. Mit einem gezielten Schnitt helfen Sie der Pflanze, produktiv zu bleiben. Alle Äste, die älter als drei Jahre sind, sollten Sie direkt am Boden abschneiden. Wenn Sie maximal zehn junge und kräftige Triebe stehen lassen, tragen sie im Folgejahr Früchte. Um das Wachstum und die nächste Ernte zu fördern, sollten Sie die Seitentriebe bis auf maximal drei Knospen einkürzen. Triebe, die einander kreuzen oder zu eng stehen, sollten Sie auslichten. So belüften Sie die Pflanzen und vermeiden Krankheiten.

  • Schwarze Johannisbeeren bilden ihre Früchte an den einjährigen Trieben. Sie benötigen einen jährlichen im Spätherbst oder im Frühjahr.
  • Rote und weiße Johannisbeeren tragen ihre Früchte an zwei- bis dreijährigen Trieben. Sie benötigen deshalb nur alle zwei bis drei Jahre einen Schnitt.

Mehrjährige vor dem Austrieb, einjährige zur Ernte

Es gibt gute Gründe, mehrjährige Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Estragon & Co zu beschneiden: So wachsen sie gesünder und dichter nach – und liefern außerdem eine bessere Ernte. Wie beim Lavendel gilt auch hier: Schneiden Sie die Pflanzen vor dem Neuaustrieb im März/April bis kurz über den verholzten Trieben zurück. Ältere, holzige Teile können Sie auslichten, sollten sie aber nicht komplett entfernen. Nach der Blüte können Sie die Blütenstände abschneiden, um die Pflanze nicht zu erschöpfen. Zu Erntezwecken schneiden Sie nur die jungen, frischen Triebe. An diesen Stellen verzweigen sich die Pflanzen, so dass sie im Ergebnis buschiger werden. Kurzlebige Kräuter wie Basilikum, Petersilie, Borretsch oder Kerbel schneiden Sie eigentlich nur zur Erntezwecken. Hier empfiehlt sich der Vormittag, sobald der Tau auf den Blättern getrocknet ist. 

Der Lavendel möchte gleich zwei Mal im Jahr zum Friseur. Die wichtigste Regel bei beiden Terminen ist: Schneiden Sie den Lavendel nicht bis in die verholzten Triebe zurück, denn das verträgt er nicht. Mitte März verlangt der Lavendel nach einem Schnitt, bei dem Sie ihn bis kurz über den verholzten Trieben zurückschneiden. So wächst er schön buschig nach und blüht üppig. Sobald die Blüte im Juli / August vorbei ist, schneiden Sie alle Blütentriebe ab. Mit etwas Glück blüht er dann noch einmal nach. 

Rückschnitt im Frühjahr, welke Blüten konsequent entfernen

Gesunde Rosen, die reichlich blühen: Wer wünscht sich das nicht? Daher gibt es tausende Tipps, wie man aus der „Königin des Gartens“ ein üppiges Blühwunder macht. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass eine Schnitttechnik für die meisten Beet- und Edelrosen gilt: Sobald im März/April keine starken Fröste mehr zu erwarten sind, kürzen Sie die Triebe auf 3–5 Knospen zurück. Schneiden Sie den Trieb dabei etwa 5 mm über einer nach außen zeigenden Knospe schräg ab. Abgestorbene, kranke oder zu dünne Triebe kappen Sie direkt an der Basis. Wenn Sie dann im Sommer die verblühten Blüten konsequent entfernen, regen Sie die Bildung neuer Blüten an und verlängern die Blütezeit. Im Herbst lichten Sie die Pflanze lediglich leicht aus, um Frostschäden zu vermeiden. Und hier noch einige Schnitthinweise für spezielle Rosenarten:

  • Strauchrosen: Nur auslichten, starke Triebe leicht einkürzen.
  • Kletterrosen: Lange Triebe erhalten, nur Seitentriebe kürzen.
  • Bodendecker-Rosen: Alle paar Jahre stark zurückschneiden.

Pflegeschnitt für immergrüne, Grundschnitt für sommergrüne

Die gute Nachricht ist: Ziergräser sind pflegeleicht. Eine der wenigen Pflegemaßnahmen, die Sie allerdings regelmäßig durchführen sollten, ist ihr Schnitt. Um die richtige Schnitttechnik zu wählen, müssen Sie lediglich wissen, ob Ihr Ziergras immergrün oder sommergrün ist. 

  • Immergrüne Ziergräser begeistern das ganze Jahr über mit üppigem Laub, bringen Lebendigkeit ins Beet und bestechen mit schönen Blattzeichnungen oder -farben. Zu den bekanntesten immergrünen Arten gehören die Seggen (Carex), die Marbeln (Luzula) und die Schwingel (Festuca). Sie alle benötigen nur einen leichten Pflegeschnitt. Das heißt: Entfernen Sie im Februar und März alle abgestorbenen Halme und schneiden Sie abgefrorene Blattspitzen ab.
  • Der beste Zeitpunkt zum Rückschnitt sommergrüner Gräser liegt kurz vor dem Austrieb der neuen Halme. Das heißt: Es lohnt sich, ab Februar regelmäßig nachzuschauen, ob sich zwischen dem braunen Blattwerk des Vorjahres bereits frische Halme zeigen. Ist dies der Fall, streifen Sie zum Schutz vor den scharfkantigen Blättern Gartenhandschuhe über und schneiden die Pflanze bis auf wenige Zentimeter über dem Boden ab. Zu den bekanntesten sommergrünen Arten gehören das Lampenputzergras (Pennisetum), die Rutenhirse (Panicum), das China-Schilf (Miskanthus) oder das Pampasgras (Cortaderia selloana).