Babybegrüßung "Wie schön, dass du geboren bist..."

Das Konzept

Wie schön, dass du geboren bist

Beschreibung

Seit dem 01.01.2009 erhalten alle Ratinger Eltern neugeborener Kinder ein Glückwunschschreiben des Bürgermeisters, in dem er auch den Hausbesuch einer Mitarbeiterin/ eines Mitarbeiters des Amtes für Kinder, Jugend und Familie anbietet. Der Besuch basiert auf §16 SGB VIII und dient der allgemeinen Förderung der Erziehung in der Familie. Er unterliegt der Freiwilligkeit; Eltern können ihn ablehnen, ohne dass ihnen ein Nachteil daraus entstehen darf.

Beim Besuch wird den Eltern das Ratinger Elternbegleitbuch überreicht, das zahlreiche wichtige und nützliche Informationen enthält auf die Eltern im Bedarfsfall zurück greifen können. Schrift, Sprache und Gesamtbild sind bewusst so gestaltet, dass jede Mutter und jeder Vater - unabhängig vom Bildungsgrad - es ab und zu gern in die Hand nehmen wird, um darin zu blättern.

Das Buch ist ein wesentlicher Bestandteil des Projektes. Mit ihm gibt der Bürgermeister der Stadt Ratingen den Eltern ein wichtiges Instrument zur Selbsthilfe in die Hand. Es besteht aus 8 Kapiteln. Jedes Kapitel hat ein Vorwort in Form einer fünfsprachigen Inhaltsangabe (deutsch, türkisch, russisch, englisch, arabisch).
Im Elternbegleitbuch befinden sich zahlreiche Adressen und Ansprechpartner zur Lösung der verschiedensten Probleme und Angebote zu zahlreichen Themen, die auf Eltern mit kleinen Kindern zukommen können. Dort findet man u. a. aber auch die Angebote der Familienbildungswerke, Sportvereine und Wohlfahrtsverbände und eine Auflistung der schönsten Spielplätze in Ratingen. Das Elternbegleitbuch hat somit eine konkret erlebbare Nützlichkeit für die besuchten Familien.

Dieses Buch wird ausschließlich im Rahmen des Babybegrüßungsbesuches überreicht. Es ist nicht käuflich zu erwerben. Eine Internet-Version befindet sich auf der Homepage der Stadt Ratingen.

Nicht jede besuchte Familie wird alle Informationen benötigen, doch jede hat durch das Elternbegleitbuch den offenen Zugang zu diesen Informationen und kann sie bei Bedarf abrufen. Dies ist ein wichtiger präventiver Aspekt, denn vorbeugende Sozialarbeit schafft für alle Familien Zugänge zu Informationen, die für sie irgendwann einmal nützlich sein könnten. Für den Fall, dass eine Familie zukünftig Hilfe benötigt, erhält sie mit den Informationen aus dem Elternbegleitbuch schon eine Vorstellung davon, wo und wie Hilfe zur Lösung des Problems möglich ist. Dies reduziert die oft mit Problemen einhergehende Hilflosigkeit und Lähmung und unterstützt Menschen dabei, aktiv zu werden.

Die Babybegrüßungsbesuche werden von den Ratinger Bezirkssozialarbeiterinnen und -sozialarbeitern durchgeführt. Ihr Auftrag und ihr Auftreten sind wichtiger Bestandteile des Projektes.
Der Auftrag lautet, dass sich jede Bezirkssozialarbeiterin und jeder Bezirkssozialarbeiter  den neuen Eltern in ihrem/seinem Bezirk vorstellt und die Glückwünsche und Präsente des Bürgermeisters überreicht.
Ein offenes und zugewandtes Auftreten der Sozialfachkräfte signalisiert den Eltern, dass sie den Ablauf des Besuches bestimmen und darüber entscheiden, ob und wenn ja, wie sie die Kompetenzen ihres Gastes möglicherweise nutzen wollen. Er überreicht das Elternbegleitbuch im Sinne einer „Hilfe zur Selbsthilfe" und als interessante Informationsquelle. Und er bietet den Eltern, die dies wünschen, seine Unterstützung an. Diese Haltung ist von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Konzeptes.

 

Konkrete Umsetzung

In einem 14-tägigen Rhythmus mailt das Einwohnermeldeamt Namen und Adressen der Neugeborenen an das Amt für Kinder, Jugend und Familie, die dort auf die BezirkssozialarbeiterInnen verteilt werden. Jede Sozialfachkraft schreibt nun „ihre" Familien im Namen des Bürgermeisters an und macht gleichzeitig einen Terminvorschlag für den Babybegrüßungsbesuch. Das Schreiben ist so formuliert, dass Eltern daraus ersehen, dass sie den Besuch auch ablehnen können.

Jede Bezirkssozialarbeiterin/jeder Bezirkssozialarbeiter führt anhand ihrer/seiner individuellen Terminvorschläge die Babybegrüßungsbesuche durch.  Für den Fall, dass zwar keine telefonische Absage erfolgt ist, sie/er aber vor verschlossenen Türen steht, wird ein Anschreiben hinterlassen mit dem Angebot einer neuen Terminverinbarung. Falls die Familie auf dieses Schreiben nicht reagiert, wird das Verhalten der Eltern als passive Absage gewertet; Konsequenzen entstehen daraus nicht.

Die BezirkssozialarbeiterInnen verhalten sich wie andere Babybegrüßungsgäste auch, sie sind feinfühlig und aufmerksam und lassen die frischgebackenen Eltern den zeitlichen und organisatorischen Ablauf bestimmen. Angebote, die Wohnung zu kontrollieren, lehnen sie  klar und freundlich ab. Mit ihrem gesamten Auftreten signalisieren sie, dass sie nicht zur Kontrolle gekommen sind. Es mag sein, dass sie manchmal in Situationen kommen werden, in denen sie Kinder schützen müssen, dann geht es aber um Schutz und nicht um Kontrolle.
Wenn die Eltern möchten, sehen sie sich gemeinsam mit der Bezirkssozialarbeiterin/dem Bezirkssozialarbeiter das Elternbegleitbuch an und kommen so meist automatisch in ein Gespräch über Angebote und Frühe Hilfen in der Stadt Ratingen. Die Sozialfachkräfte gehen auf die Gesprächsinhalte  ein, die die Eltern ihnen anbieten.

Bei Bedarf und falls die Eltern es wünschen, kann aus dem Erstbesuch auch ein Zweit -oder Drittkontakt entstehen. Den Fachkräften ist bewusst, dass sie sich im Bereich der Vorbeugung und der Freiwilligkeit befinden und diese Zugänge zu Familien kostbar sind.

 

Datenerfassung und Datenschutz

Die gesamte, oben beschriebene Vorgehensweise ist mit dem Datenschutzbeauftragten der Stadt Ratingen abgesprochen. Bei möglichen Veränderungen muss er einbezogen werden.

Eine Datenübertragung vom Meldeamt zum Amt für Kinder, Jugend und Familie darf nur auf der Grundlage des § 16 SGB VIII geschehen. Daraus ergibt sich, dass auch eine Datenspeicherung, die über ein organisatorisch notwendiges Maß hinausgeht, nicht erlaubt ist. Es dürfen keine Aktenvermerke über die durchgeführten Hausbesuche geschrieben werden.
Nachdem dem Jugendhilfeausschuss der jeweilige Jahresbericht "Babybegrüßung" vorgelegen hat, werden alle personenbezogenen Daten vernichtet.



Erfahrungen

Aus dem Jahresbericht 2017

Der hier vorliegende 9. Bericht umfasst den Zeitraum vom 15. Januar 2017 bis zum 14.Januar 2018. In dieser Zeitspanne wurden dem Jugendamt die Daten von 839 Ratinger Babys übermittelt. Dies ist die höchste Geburtenrate seit Beginn des Projektes.

In den vom Bürgerbüro übermittelten Datensätzen sind auch alle Kinder im Alter von 1 - 11 Monaten berücksichtigt, die erst im Laufe ihres ersten Lebensjahres mit ihren Eltern nach Ratingen gezogen sind. Diese Personengruppe wird seit Beginn des Projektes ebenfalls erfasst, weil davon auszugehen ist, dass diese Familien als Neubürger Ratingens das Elternbegleitbuch und seine vielfältigen Informationen besonders gut gebrauchen können.

Von den 839 gemeldeten Babys wurden 22 wegen Umzug bzw. Tod gar nicht erst erfasst. Die verbleibenden 817 Babys lebten in 807 Familien (10 Zwillinge), denen der Bürgermeister der Stadt Ratingen schriftlich zur Geburt ihres Kindes gratulierte und den Besuch einer Sozialfachkraft ankündigte.

Die Ratinger Jugendamtsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter führten 2017 insgesamt 883 Babybegrüßungsbesuche durch. In dieser Zahl sind 76 Zweitbesuche bei Familien enthalten, die beim ersten angekündigten Termin nicht angetroffen wurden.

Von den 807 Eltern sagten 93 den Besuch direkt nach Erhalt des Anschreibens telefonisch ab. 56 dieser Familien – das entspricht einem Anteil von 60 Prozent - begründeten ihre Absage mit der Geburt des zweiten, dritten, vierten oder fünften Kindes bzw. mit dem baldigen Wegzug aus Ratingen. 37 Familien machten keine Angaben.
Der Anteil der Absagen liegt auf dem Niveau des Vorjahres. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass über 60 Prozent der Absagen aus nachvollziehbaren Gründen erfolgten, lässt sich feststellen, dass das Babybegrüßungsprojekt von den Ratinger Eltern nach wie vor gut angenommen wird.

Von den 714 Familien, die den Hausbesuch nicht abgesagt hatten, lernten die Sozialfachkräfte 671 Eltern kennen. 43 Familien sagten den Besuch indirekt ab, indem sie auch beim zweiten angemeldeten Versuch nicht zu Hause waren.

Diese Zustimmungsrate von 94 Prozent zeigt, dass diese Willkommensbesuche bei den Ratinger Eltern nach wie vor sehr gut ankommen und sie verdeutlicht, wie sehr sich Familien durch den Besuch und das Elternbegleitbuch informiert und unterstützt fühlen.

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