Der Park heute

Parkpflegewerk

Die Kriegseinwirkung, mehrere Sturmschäden sowie natürliche Abgänge haben im Laufe der Zeit Veränderungen im historischen Gehölzbestand verursacht. Zur Dokumentation des Bestandes und um für die Zukunft ein geeignetes Planinstrument zu haben wurde von 1992 bis 1995 im Auftrage des Grünflächen- und Umweltamtes durch die renommierten Gartenarchitekten Rose und Gustav Wörner aus Wuppertal ein Parkpflegewerk erstellt. Auf der Grundlage dieser Arbeit wurde der Park 1997 unter Denkmalschutz gestellt und mit Blick auf die 2. Regionale NRW "EUROGA 2002plus" restauriert.

Die Eheleute Rose und Gustav Wörner haben als Gartenarchitekten von 1962 - 1996 ein Planungsbüro in Haan betrieben. Sie trugen in dieser Zeit entscheidend dazu bei, die Gartendenkmalpflege in Deutschland mit zu entwickeln und zu fördern. Ihrem hohen Engagement ist die Erhaltung zahlreicher historischer Gärten zu verdanken. Zu den herausragenden Bearbeitungen des Architektenpaares gehören: Die Schlossparke Brühl (Weltkulturerbe seit 1984) und Benrath, die Anlagen des Moritz von Nassau aus dem 17. Jhd. in Kleve sowie Großer Tiergarten und Schlosspark Bellevue in Berlin.

Das Parkpflegewerk für den Poensgenpark war eine der letzten Arbeiten von Gustav Wörner, der 1997 im Alter von 65 Jahren verstarb. Die Arbeit hatte er zusammen mit seiner Ehefrau 1995 im Rheinischen Industriemuseum der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Parkpflegewerk wurde bisher nicht veröffentlicht. Es ist jedoch im Stadtarchiv einsehbar.

Stilepoche und Ausstattung

Stilistisch ordnen die Gartendenkmalpfleger den Park als "späten Landschaftspark" ein. "Spät" deswegen, weil die hohe Zeit der von England ausgehenden Schaffensperiode von Landschaftsgärten zwischen 1750 und Ende des 19. Jahrhunderts liegt. Gemessen hieran ist der Poensgenpark zeitlich gesehen "spät dran".

In bewusster Abgrenzung gegenüber dem Barockgarten zielt der Landschaftsgarten auf eine natürliche Gartengestaltung ab, die sich ästhetisch u.a. konkretisiert im Einbezug der umgebenden Landschaft.

Gemessen an den berühmten Landschaftsgärten in Deutschland, zu denen die Anlagen in Wörlitz, Weimar, Potsdam (Sanssouci), München (Englischer Garten), Muskau, Branitz, Benrath und Kleve zählen und die verbunden sind mit Namen wie: Fürst Pückler, Peter-Josef Lenne, Friedrich Ludwig von Sckell und Maximilian Friedrich Weyhe, nimmt sich der Poensgenpark in Ratingen eher bescheiden aus. Dennoch: Nach Art und Ausstattung zählt die städtische Parkanlage zu den besonderen Kulturschätzen im Rheinland.

Kennzeichnend für einen Landschaftsgarten ist die Ausrichtung der Gestaltung an der freien Landschaft mit ihrem Wechselspiel von offenen und geschlossenen Räumen. Nach diesem Muster enthält der Poensgenpark weite Wiesenflächen, Einzelbäume, Gehölzgruppen und waldartige Bereiche. In separaten Bereichen sind ein Stauden- und Rosengarten sowie ein Japangarten angelegt.

Spuren der Erinnerung

Puttengruppe
Puttengruppe (Foto: Manfred Fiene)
Als einzige bauliche Überreste aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg halten die Sandsteintreppe und die steinerne Puttengruppe die Erinnerung an den Garten um die einstige Villa wach. Im Großen und Ganzen ist aber der herrliche Park mit seinen lauschigen Ecken und exotischen Gehölzen erhalten geblieben.
Im hinteren Teil des Parks, in der Nähe des Ausgangs in Richtung Haus zum Haus, ist in den 50er Jahren ein Mühlstein aufgestellt worden, auf dem die Weltreisen des späteren Parkbesitzers, Dr. Rohland, verzeichnet sind.

Grablege Brügelmann

Grablege
Grablege Brügelmann (Foto: Manfred Fiene)

Wann der Friedhof genau angelegt wurde, konnte nicht ermittelt werden; vermutlich im frühen 19. Jahrhundert. Es war in großbürgerlichen Familien üblich, solche privaten Grabstellen anzulegen. Es ist davon auszugehen, dass die Menschen, für die dort ein Stein liegt, auch tatsächlich dort bestattet wurden. Um eine Erinnerungsstätte, die lediglich Denkmalcharakter hat, handelt es sich vermutlich eher nicht.

Für Verwirrung sorgt der Grabstein/die Grabstelle für Moritz Brügelmann, der als "zweiter Gründer" Cromfords gilt. Im heutigen Ehrenfriedhof der Stadt Ratingen an der Lintorfer Straße wurden seinerzeit alte, besonders schöne Grabsteine des katholischen sowie evangelischen Friedhofes aufgestellt, als die Gräber dort nach Ablauf des Ruherechts eingeebnet wurden. Hier auf dem Ehrenfriedhof steht heute ein repräsentativer Grabstein, der an Moritz Brügelmann erinnert. Eine weitere Grabstelle der Familie befindet sich auf dem 1943 angelegten städtischen Waldfriedhof, ohne dass auf dem dortigen Stein die Namen der einzelnen Familienmitglieder aufgeführt wurden.

Es gibt aber ein eindeutiges Schriftzeugnis, dass die Bestattung Moritz Brügelmanns und anderer Familienmitglieder im Poensgenpark belegt, so dass der Stein auf dem ehemaligen evangelischen Friedhof wohl eher als Erinnerungszeichen anzusehen ist. Es ist davon auszugehen, dass das "Familiengedächtnis", da noch kein sehr großer zeitlicher Abstand zu den Park - Bestattungen eingetreten war, noch intakt war, so dass diese folgernd zitierte Äußerung mehr als glaubwürdig ist.

Karoline Brügelmann schrieb 1905 anlässlich der Geburt ihrer Tochter Karin:

"[...] Vor dem Haus durch eine Straße getrennt, liegt der große herrliche Park, der sich weit nach hinten bis an die Angertalbahn hinzieht und in einem kleinen Wäldchen endet. Dort liegt auch ein kleiner Friedhof, wo einige Deiner Vorfahren begraben liegen. Vor allem Dein bekannter Urgroßvater Moritz Brügelmann, Commerzienrath (1807 - 1879, Enkel des Firmengründers, Erg. durch Verf.) und seine Frau Wilhelmine, geb. Wille (1807 -1879, Erg. durch Verf.), drei kleine Söhne von ihnen und die erste Frau von Großonkel Friedrich Brügelmann Charlotte, geb. v. Eckeraths aus Elberfeld (1843 -1865, Erg. durch Verf.). So still und schön ist dort das Plätzchen zum Ausruhen, doch wird nun niemand mehr dort begraben, da direkt dahinter eine Bahn, die Angertalbahn vorbeifährt, was den Frieden stört."
(Auszug aus: Macht der Maschine, S. 261 , Abdruck 10.4; Dr. Erika Münster - Schroer, Stadtarchivarin. Dort auch weitere Informationen zur Grablege Brügelmann)

Holografische Stelen

Gründer und Namensgeber des Poensgenparks war der Düsseldorfer Industrielle, Kommerzienrat Carl Poensgen (1838-1921), der das Gründstück 1906 von Moritz Brügelmann erworben hatte.

 

Das Haus der Familie Poensgen, dass im 2. Weltkrieg 1945 zerstört wurde gehörte ursprünglich untrennbar zur Konzeption des Parks und fügte sich in diesen organisch ein. Es fehlt daher heute zu einer ganzheitlichen Wahrnehmung des Ensembles. Um den Park in dieser Ganzheitlichkeit wieder erfahrbar zu machen, sollte mittels einer Installation die Stelle des ehemaligen Gebäudes markiert werden.

 

In der Nähe des heutigen Eingangs am Brügelmannweg ließ Kommerzienrat Poensgen auf einer etwas erhöht über der Angeraue liegenden Geländeterrasse wahrscheinlich 1908 ein Haus erbauen. Dieses "Angerhaus", teilweise auch Tee- oder Gärtnerhaus genannte Landhaus verfügte im Erdgeschoss über Küche, Garderobe, Aufenthaltsräume und eine Terrasse mit Blick auf den unteren Park bis zur Kalkbahn. Diese Räume standen der Familie Poensgen zur Verfügung. Das im Parterre rund 145 qm große Haus kann als typisches Beispiel für die Villen dieser Epoche gelten, bei denen mehrere Stilrichtungen zu einem Geflecht vereinigt wurden. Versatzstücke aus unterschiedlichen Gegenden (häufig aus den Herkunftsgegenden der Erbauer) sowie unterschiedlichen Epochen flossen in die Architektur ein. Beim Angerhaus finden sich unter anderem Elemente aus Fachwerk, aber auch Jugendstilelemente wie z.B. Rundungen oder auch das Mansardendach.
Mit Hilfe von vier holographisch beschichteten Stelen wurden die Eckpunkte des ehemaligen Angerhauses von Carl Poensgen markiert und damit die besondere Bedeutung des Hauses für den umgebenden Garten, respektive die Parkgeschichte hervorgehoben.
Die Lichtstelen sind 6 m hoch. Sie besehen aus verzinkten Stahlvierkantrohren mit den Abmessungen 60 x 60 x 2700 mm im Unterbau (Eisenglimmerlack) und holographisch beschichteten 4-Kantprofil aus Aluminium mit den Abmessungen 40 x 40 x 3500 mm im Oberbau.
Bei den im Oberbau erstrahlenden Licht handelt es sich um natürliches, reflektierendes Sonnenlicht. Die Stelen wurden vom Düsseldorfer Künstler Reinhard M. Görs geschaffen.

Angerhaus

Anhand von alten Planunterlagen, die teilweise aus Privatarchiven zur Verfügung gestellt wurden, wurden von Mitarbeiterinnen des Grünflächenamtes die Eckpunkte des ehemaligen Angerhauses ermittelt und in der Örtlichkeit eingemessen. Sie beschreiben eine idealisierte rechteckige Grundfläche mit den Abmessungen 15 m x 12 m = 180 m².

Die graphische Rekonstruktion von Haus und Wohngarten stellt den historischen Befund um 1930 dar.

Plan Angerhaus
Angerhaus um 1930