Der Heraldiker Wolfgang Pagenstecher
Wolfgang Pagenstecher wurde am 16.3.1880 in Elberfeld geboren.
Väterlicherseits entstammte er einer Arztfamilie, seine Mutter,
Reichsfreiin Anna Elisabeth von Hurter, war unter dem Namen Maria
Theresia de Sauset eine bekannte Konzertsängerin gewesen.
1898 begann Pagenstecher ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf
bei den Professoren Ernst und Moritz Roeber, Peter Janssen und Wilhelm
Spatz. Während eines einjährigen Aufenthalts in Florenz und weiteren
Studienreisen nach Dresden, München und Paris setzte er bis zum Ausbruch
des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 seine Studien fort. Es enstanden
zahlreiche Landschaftsstudien und Kopien großer Meister. Gleich nach dem
Kriegsausbruch geriet er 1914 als Oberstleutnant und Kompanieführer in
französische Kriegsgefangenschaft.
Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf begann er, Auftragswappen zu
entwerfen und schuf sich so einen Broterwerb. Für fast alle rheinischen
Gemeinden entwarf er in den folgenden Jahren Wappen. Das Interesse der
Nationalsozialisten, nach der Machtergreifung 1933 die
"Heimatgeschichte" in den Dienst ihrer Ideologie zu stellen, tat ein
Übriges. Pagenstecher arbeitete seitdem in enger Abstimmung mit dem
Staatsarchiv Düsseldorf, dem Bergischen Geschichtsverein, dessen
Ehrenmitglied er wurde, und Vertretern der NSDAP. Geplant war auch ein
großes rheinisches Wappenbuch, das er im Auftrag der
Provinzialverwaltung herausgeben sollte. Dies wurde, bedingt durch den
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, allerdings nie mehr fertig gestellt.
Während der Kriegszeit beschäftigte sich Pagenstecher mit einem den
Wappen verwandten Gebiet, den Siegeln, indem er im Staatsarchiv
Düsseldorf von zerbrochenen und beschädigten Exemplaren
Rekonstruktionszeichnungen anfertigte. Eine Sammlung von 12.500 Siegeln,
von Pagenstecher zusammengetragen, wurde nach seinem Tod an das
Stadtarchiv Duisburg verkauft.
1947 beteiligte sich Wolfgang Pagenstecher an einem Wettbewerb des
neu entstandenen Landes Nordrhein-Westfalen, zu welchem neben der
Rheinprovinz und der Provinz Westfalen nun auch das Land Lippe getreten
war. Das Ziel des Wettbewerbs war, der Bevölkerung die Möglichkeit zu
geben, an einer Ausgestaltung des Landeswappens mitzuwirken. Es gingen
über 1000 Entwürfe aller Bevölkerungsgruppen ein, die in einer
Ausstellung dem Publikum vorgeführt wurden. Wolfgang Pagenstecher gewann
den Wettbewerb, da sein Entwurf überzeugend wirkte - nicht erstaunlich
angesichts der großen Erfahrung und Kenntnis, die er sich auf diesem
Gebiet bereits erworben hatte.
Über den Verbleib der Bilder Wolfgang Pagenstechers, der sich, bei
aller Zuneigung zu Wappen und Siegeln, zuerst als Maler insbesondere von
Landschaften, Tieren und Portraits bezeichnete, ist weiter nichts
bekannt.
Als der Amtsdirektor des Amtes Angerland 1950 einen Brief an "Herrn
Professor Wolfgang Pagenstecher" richtete - es ging um Änderungen im
Amtswappen - antwortete dieser postwendend: "Professor bin ich nicht,
wohl aber DER Heraldiker, welcher von dem Herrn Innenminister wiederholt
für Nordrhein-Westfalen in den Mitteilungsblättern empfohlen wurde."
Wolfgang Pagenstecher starb am 26.12.1953 in Düsseldorf.