Mehrere hundert vor allem junge, aber auch ältere Ratinger demonstrierten am Freitag für das Klima. Bei der Auftaktkundgebung der Fridays-for-Future-Demo auf dem Marktplatz dankte Bürgermeister Klaus Pesch den Jugendlichen für ihr Engagement. „Es ist ganz wichtig, unermüdlich deutlich zu machen, welche Bedeutung der Klimaschutz für uns alle hat. Und immer wieder zu zeigen, was man dafür tun kann. Wir wollen unseren Beitrag leisten, so gering er im Weltmaßstab auch sein mag.“ Ratingen tue schon eine Menge für den Klimaschutz und werde künftig noch mehr investieren.
Auch bei der Bürgerdiskussion zum Thema „Energievision 2050“ Anfang letzter Woche in der Stadthalle wurde deutlich, welch große Anstrengungen noch auf allen Ebenen nötig sind, um die Klimaziele der Konferenz von Paris 2015 zu erreichen. Diese sind inzwischen allgemeiner Konsens, wie sich im Verlauf der engagierten Bürgerdiskussion zeigte. Bei der Frage, wie sie erreicht werden sollen, gibt es dagegen durchaus unterschiedliche Schwerpunkte. Einige Besucher setzten eher auf technische Lösungen, also vor allem die möglichst schnelle Umstellung der Energieerzeugung auf regenerative Träger. Andere mahnten Verhaltensänderungen an, womit jeder einzelne sofort beginnen könne: mehr Fahrrad, weniger Auto fahren, weniger Fleisch essen, weniger fliegen, um einige Beispiele zu nennen. Schließlich hat der Staat aber auch die Möglichkeit, den CO2-Ausstoß per Gesetz zu verringern.
Die Stadt Ratingen hat sich bereits vor einigen Jahren dem Klimaschutz verschrieben und ist dabei auf vielfältige Weise tätig. Der zentrale Leitfaden für die städtischen Aktivitäten ist das Klimaschutzkonzept, das unter großer Bürgerbeteiligung erarbeitet und 2017 beschlossen wurde. 2018 nahm die städtische Klimaschutzmanagerin Elena Plank ihre Tätigkeit auf. Anfang dieses Jahres präsentierte sie – neben zahlreichen anderen Aktivitäten – ein Elektromobilitätskonzept für Ratingen. Das Fahren mit E-Autos soll attraktiver werden, etwa durch das Aufstellen von Ladestationen.
Hier geht die Stadt Ratingen aber auch mit gutem Beispiel voran. Sieben städtische Pkw sind inzwischen elektrobetrieben. Hinzu kommen ein Plug-in-Hybrid sowie drei erdgasbetriebene Autos, so dass inzwischen fast die Hälfte der städtischen Pkw-Flotte (insgesamt 24 Fahrzeuge) klimaschonend unterwegs ist. „Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll schrittweise die gesamte Pkw-Flotte auf E-Betrieb umgestellt werden“, sagt Umweltdezernent Martin Gentzsch.
Für Wege, die ohne Materialtransport und innerhalb der Stadt Ratingen zurückgelegt werden, stehen bereits Dienstfahrräder zur Verfügung, mit und ohne Elektro-Unterstützung. Die Verwaltung wird zu den Etatberatungen vorschlagen, die Zahl der Dienstfahrräder deutlich zu erhöhen.
Der Radverkehr spielt im Hinblick auf eine Wende hin zu einer umweltfreundlichen Mobilität insgesamt eine große Rolle. Daher ist die Stadt Ratingen seit mehreren Jahren Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Städte in NRW und setzt seit einigen Jahren kontinuierlich den Masterplan Radverkehr um (Schutzstreifen bzw. Radfahrstreifen im Zuge von Deckensanierungen, Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung, Radabstellanlagen etc.). Für die nähere Zukunft sind umfangreiche Sanierungen von schlechten Radwegen geplant.
Um den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen, hat die Stadt in den letzten Jahren den zentralen Busbahnhof am Düsseldorfer Platz mit Millionenaufwand umgebaut. In Hösel wird zurzeit der S-Bahnhof in eine Vorzeige-Bus- und Bahnstation verwandelt. Weitere Verbesserungen im Bus- und Bahnnetz werden neuerdings in einem eigenen Arbeitskreis ÖPNV diskutiert. Darüber hinaus setzt sich die Stadt mit großem Nachdruck für die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der so genannten Ratinger Weststrecke ein. Die Westbahn würde einen Quantensprung für die Anbindung unserer Stadt an die Region bedeuten.
In Gebäuden wird viel Energie verbraucht. Hier gibt es zwei Möglichkeiten für klimaschützendes Verhalten. Man kann den Energieverbrauch senken, und man kann die Energie umweltfreundlich erzeugen. Auf beiden Gebieten ist die Stadt Ratingen aktiv. So bauen die Stadtwerke zurzeit das Fernwärmenetz in Ratingen massiv aus. Diese Wärme entsteht bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk Ratingen-West, die eingesetzten Ressourcen werden also doppelt genutzt.
Im Juli 2019 hat der Rat der Stadt ökologische Standards für städtische Gebäude festgelegt, die deutlich über das gesetzlich Erforderliche hinausgehen. Die Vorgaben betreffen die Gestaltung des Baukörpers (Dämmung, Dachbegrünung), die technische Ausstattung wie zum Beispiel Heizung (Fernwärme, wo immer es geht), Lüftung oder Elektro (Ökostrom, LED, Fotovoltaik zum Eigenverbrauch) sowie die Unterhaltung. Kann eine Vorgabe bei einer Neubau- oder Sanierungsmaßnahme an städtischen Gebäuden nicht erfüllt werden, muss dies ausdrücklich begründet werden.
Ebenfalls in diesem Jahr hat der Rat darüber hinaus beschlossen, Fotovoltaikanlagen auf den städtischen Gebäuden zu errichten, auf denen der Betrieb solcher Anlagen möglich bzw. sinnvoll ist. Der aus Sonnenenergie erzeugte Strom soll direkt in dem betreffenden Gebäude verbraucht werden. Die Verwaltung erstellt ein Solarkataster städtischer Liegenschaften, aus dem hervorgeht, welches Gebäude unter welchen Bedingungen für die Errichtung einer Fotovoltaik-Anlage geeignet ist.
Wichtig für das Stadtklima sind ausreichende Grünflächen, auch im Stadtkern. So hat die Stadt viel Geld investiert, um die alten Häuser an der Wallstraße zu kaufen und anschließend abzureißen. An ihrer Stelle entsteht jetzt mit breiter Bürgerbeteiligung ein Mehrgenerationenpark, der sich als Grünzug bis nach Ratingen-Süd fortsetzt. Das Thema Grün in der Stadt ist außerdem ein Schwerpunkt der soeben genehmigten bzw. beantragten INTEK-Maßnahmen. Nicht zuletzt erarbeitet die Verwaltung zurzeit ein Förderprogramm für grüne Dächer, das in Kürze vorgestellt wird.
Die meisten dieser Aktivitäten haben mehr oder weniger stark dazu beigetragen, dass Ratingen den European Energy Award zugesprochen bekommen hat. Dabei handelt es sich um ein EU-weites Qualitätsmanagementsystem, mit dem engagierte Kommunen ihre Klimaschutz-Initiativen analysieren, belegen und zertifizieren können. „Das alles kann aber kein Grund sein, um sich auf dem Erreichten auszuruhen“, sagt Bürgermeister Klaus Pesch, „sondern muss im Gegenteil ein Ansporn sein, uns noch mehr anzustrengen.“
Stadt Ratingen